Kohleausstieg und Strommix

Letztes Update am 15. September 2020

Was hat der Kohleausstieg in Deutschland mit dem deutschen Strommix zu tun? „Mit der Energiewende hat sich Deutschland ein großes Ziel gesetzt: eine grundlegende Umstellung der Energieversorgung. Weg von nuklearen und fossilen Brennstoffen, hin zu regenerativen Energien. Dieser Transformationsprozess bringt wesentliche Veränderungen in Gesellschaft und Wirtschaft mit sich und ist deshalb ein Generationenprojekt.“ [1]

Ausstieg aus der Kohleverstromung

Zur Umsetzung dieses gewaltigen Projektes wurde 2018 die Kommission „Wachstum, Strukturwandel und Beschäftigung“ von der Bundesregierung ins Leben gerufen. Sie besteht aus verschiedenen Vertretern aus Politik, Umweltverbänden, Wirtschaft, Gewerkschaften und Vertretern der betroffenen Länder und Regionen. Das Ziel der Kommission bestand darin, einen mehrheitlichen Konsens in der Gesellschaft bezüglich der Gestaltung des energie- und klimapolitisch beabsichtigten Kohleausstiegs in Deutschland zu erreichen. In ihrem Abschlussbericht vom 31. Januar 2019 empfiehlt die Kommission den Ausstieg aus der Kohleverstromung bis spätestens 2038 und die gleichzeitige finanzielle Unterstützung in Höhe von 40 Milliarden Euro zur Umsetzung des resultierenden Strukturwandels in den betroffenen Regionen. Außerdem ist vorgesehen, dass durch den Kohleausstieg weder Stromabnehmer mehr zahlen müssen noch Energieunternehmen ihre Wettbewerbsfähigkeit verlieren.[2]

Schrittweiser Kohleausstieg in Deutschland

Am 22. Mai beschloss das Bundeskabinett die Eckpunkte, um die strukturpolitischen Empfehlungen der Kommission Wachstum, Strukturwandel und Beschäftigung umzusetzen. Außerdem beschloss es den Entwurf des Bundesministers für Wirtschaft und Energie für das „Strukturstärkungsgesetz Kohleregionen“ am 28.08.2019. Auch verschiedene klima- und energiepolitische Maßnahmen hat die Kommission empfohlen. Hierbei wurde beraten, die installierte Leistung der Kohlekraftwerke in Deutschland bis zum Jahr 2038 von aktuell ca. 41 Gigawatt über mehrere Meilensteine bis auf null zu reduzieren, was in nachfolgender Abbildung dargestellt ist.[3]

Schrittweiser Kohleausstieg in Deutschland

Schrittweiser Kohleausstieg in Deutschland

Ausbau erneuerbarer Energien

Eine weitere Anregung der Kommission ist die Steigerung des Anteils der erneuerbaren Energien im deutschen Energie-Mix. Daher sollen bis zum Jahr 2030 65% des Stromverbrauchs aus erneuerbaren Energiequellen generiert werden, ohne den Strompreis spürbar ansteigen zu lassen. Das Gesetzgebungsverfahren für die energiepolitischen Maßnahmen und dem damit verbundenen Kohleausstieg wird momentan vorbereitet und soll im Herbst 2019 zu einem Gesetzesentwurf für das Steinkohlegesetz führen, um noch 2019 das Gesetzgebungsverfahren abschließen zu können.[4]

Deutscher Strommix

Dieser Ausstiegsprozess aus der Kohle, der parallel mit dem Ausstieg aus der Atomkraft läuft, stellt eine große Herausforderung dar. Allein durch die Braun- und Steinkohlekraftwerke sind in Deutschland 41 GW Leistung installiert und durch die Kernkraft nochmals ca. 10 GW. Durch die Kohlekraft wurde 2018 ca. 35 % der jährlichen Bruttostromerzeugung in Deutschland abgedeckt, was 145,5 Terawattstunden [TWh] (22,5 %) aus Braunkohle und 83,2 TWh (12,9 %) aus der Steinkohle entspricht (Kernenergie 12 %). Der Anteil der erneuerbaren Energien im deutschen Strommix lag 2018 bei ca. 37,8 %, was ca. 224,7 TWh entspricht. In folgender Abbildung sind die Anteile der verschiedenen Stromerzeugungsformen von 2018 in Deutschland dargestellt.[5]

Strommix in Deutschland

Strommix in Deutschland

Stromerzeugung aus Kohle

Dies bedeutet, dass die Kohlekraftwerke mehr als ein Drittel der Stromerzeugung in Deutschland liefern. Aus diesem Grund ist ein schrittweiser Ausstieg aus der Kohleverstromung notwendig, um zu jedem Zeitpunkt die Versorgungssicherheit zu gewährleisten. Außerdem soll so ermöglicht werden, die resultierende fehlende Stromerzeugungsmenge durch andere Energieträger auszugleichen. Hier sollen vorwiegend die erneuerbaren Energien ausgebaut werden. Hinzu kommen weitere Maßnahmen, die die Versorgungssicherheit sicherstellen sollen, sowie eine ständige Überprüfung der Versorgungssicherheit während des Kohleausstiegsprozesses.[6]

Der Braunkohleausstieg soll einvernehmlich mit den Kraftwerksbetreibern erfolgen, wozu schon konstruktive Gespräche zwischen dem Bundesministerium für Wirtschaft und Energie und RWE geführt wurden. Man kam zu der Einsicht, dass die Stilllegung bei den alten Kraftwerken im Westen beginnen soll.[7]

Entschädigung für den Steinkohleausstieg

Der Steinkohleausstieg hingegen erfolgt durch Auktionen. „Laut BMWi-Entwurf soll der fehlende Betrag zum Erreichen des Zielniveaus durch Stilllegungsauktionen für die Steinkohlekapazitäten gedeckt werden. Bereits ab 2020 sollen die Kraftwerksbetreiber in den Ausschreibungen den Entschädigungsbetrag bieten, zu dem sie bereit wären, ihre Anlagen stillzulegen. Die Bundesnetzagentur bezuschlagt diejenigen Gebote, mit denen sich am preisgünstigsten möglichst viel Kohlendioxid einsparen lässt. In den Auktionen sind zudem Höchstsätze für maximal zulässige Gebote vorgesehen.“ [8]

Quellen zu Kohleausstieg und Strommix

Dieser Artikel basiert auf einen Text von Nicolas Schettle (Link zu seinem LinkedIn-Profil), Studierender im Masterstudiengang Wirtschaftsingenieurwesen der htw saar.

[1] Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (2019a), Onlinequelle: https://www.bmwi.de/Redaktion/DE/ Artikel/Wirtschaft/kohleausstieg-und-strukturwandel.html

[2] Vgl. Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (2019a), Onlinequelle: https://www.bmwi.de/Redaktion/DE/ Artikel/Wirtschaft/kohleausstieg-und-strukturwandel.html

[3] Vgl. Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (2019a), Onlinequelle: https://www.bmwi.de/Redaktion/DE/ Artikel/Wirtschaft/kohleausstieg-und-strukturwandel.html

[4] Vgl. Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (2019a), Onlinequelle: https://www.bmwi.de/Redaktion/DE/ Artikel/Wirtschaft/kohleausstieg-und-strukturwandel.html

[5] Vgl. Umweltbundesamt (2019b), Onlinequelle: https://www.umweltbundesamt.de/themen/klima-energie/erneuerbare-energien/erneuerbare-energien-in-zahlen#statusquo

[6] Vgl. Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (2019b), Onlinequelle: https://www.bmwi.de/Redaktion/DE/Downloads/P-R/rahmen-und-naechste-schritte-kohleausstiegsgesetzgebung.pdf?__blob=publicationFile&v=10

[7] Vgl. Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (2019b), Onlinequelle: https://www.bmwi.de/Redaktion/DE/Downloads/P-R/rahmen-und-naechste-schritte-kohleausstiegsgesetzgebung.pdf?__blob=publicationFile&v=10

[8] Solarify (2019), Onlinequelle: https://www.solarify.eu/2019/10/08/367-erste-modellierungsergebnisse-fuer-kohleausstieg/