Industrie 4.0 – Einfluss auf Wirtschaftsingenieure

Letztes Update am 22. Januar 2024

Was versteht man unter der Industrie 4.0? Die industrielle Revolution definiert im ursprünglichen Sinn die explosionsartige erste Welle der Industrialisierung, die Ende des 18. Jahrhunderts in England begann. In dieser Zeit wurden vermehrt Kraft- und Werkzeugmaschinen – angetrieben durch die Dampfmaschine – in der Produktion eingesetzt, und die Fabrikindustrie entwickelte sich zum Begriff. Diese Revolution hatte eine erhebliche Änderung der Gesellschaft hinsichtlich der wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse sowie der Arbeitsbedingungen zur Folge. Dagegen versteht man im heutigen Sprachgebrauch unter dem Begriff industrielle Revolution vielmehr eine durch vier Phasen geprägte Entwicklung (immer häufiger auch Industrie 1.0 bis Industrie 4.0).

Industrielle Revolution und Industrie 4.0

Die 4 Phasen der industriellen Revolution: vom mechanischen Webstuhl zur vernetzten Produktion

Die einzelnen Schritte der Industrialisierung gehen mit repräsentativen Erfindungen beziehungsweise Errungenschaften einher. Nachfolgend lernen Sie die vier Entwicklungsphasen kennen.

1. industrielle Revolution: Die Dampfmaschine als fundamentale Energiequelle

In der ersten industriellen Revolution wurde der erste dampfkraftbetriebene, mechanische Webstuhl „Power Loom“ für die gewerbliche Fertigung entwickelt. Fortan entwickelte sich die Dampfmaschine zur wesentlichen primären Energiequelle beim Antrieb von Maschinen. Dabei öffnete die erste industrielle Revolution die Tür fort von der vorindustriellen Produktion, in der die Tätigkeiten wenig bis gar nicht mechanisiert waren, hin zur Produktion in Fabriken mit einem höheren Mechanisierungsgrad.

2. industrielle Revolution: Der Model T als Vorreiter für die Industrie

Bei der zweiten industriellen Revolution vom Ende des 19. Jahrhunderts bis hin zum Anfang des 20. Jahrhunderts sind die Begriffe des Fordismus und des Taylorismus nicht wegzudenken. Der Fordismus basiert auf der revolutionären Umgestaltung der bestehenden Produktionssysteme des amerikanischen Unternehmers Henry Ford zur standardisierten Massenproduktion mit Hilfe elektrischer Energie. Bekannt ist vor allem die Fließbandfertigung mit der Produktion des Ford Model T, der sich schnell zum Fahrzeug der breiten Masse entwickelte. Dazu schaute sich Henry Ford das Fertigungskonzept von Schlachthöfen ab, bei denen man die Schweine über einen Förderer von Metzger zu Metzger weiterschob. Der Taylorismus beschreibt das für die damalige Zeit revolutionäre Definieren von Arbeitsabläufen auf Basis von detaillierten Arbeitsstudien. Dieses Prinzip geht auf den US-Amerikaner Frederick Winslow Taylor zurück und hat eine Steigerung der Produktivität menschlicher Arbeit zum Ziel.

3. industrielle Revolution: Automatisierung durch IT und Elektronik

Einen weiteren Aufschwung erfuhr die Industrialisierung zu Beginn der 1970er Jahre mit dem Einsatz der dritten industrielle Revolution. Diese Phase dauert bis heute an und zeigt eine rasante Welle der Automatisierung. Gestützt ist diese durch den Einsatz von IT und Elektronik. Maschinen und Anlagen agieren und interagieren über speicherprogrammierbare Steuerungssysteme (SPS). Zudem übernehmen Roboter vermehrt die Aufgaben von manuellen Arbeitsplätzen. Essentiell für diesen Fortschritt ist die Entwicklung des Computers, der mit Bau von Mikroprozessoren durch das amerikanische Unternehmen Intel Massentauglichkeit erreichte.

Industrie 4.0: Die Zukunft beginnt jetzt

Der Begriff der vierten industriellen Revolution wurde im Gegensatz zu den ersten drei Revolutionen nicht historisch nach dem Umbruch gebildet. Der Begriff hat sich bereits vor dem Start der Revolution mit dem Ziel geformt, eine vierte industrielle Revolution einzuleiten und eine zukunftsfähige Industrie aufzubauen. Besser bekannt ist die vierte industrielle Revolution in den Medien als Industrie 4.0 und steht für ein Zukunftsprojekt der deutschen Bundesregierung. Der Arbeitskreis des Bundesministeriums für Bildung und Forschung definiert den Begriff als…

„eine Vernetzung von autonomen, sich situativ selbst steuernden, sich selbst konfigurierenden, wissensbasierten, sensorgestützten und räumlich verteilten Produktionsressourcen (Produktionsmaschinen, Roboter, Förder- und Lagersysteme, Betriebsmittel) inklusive deren Planungs- und Steuerungssysteme.“[1]

In vielen anderen Ländern wie den USA oder China gibt es vergleichbare Projekte unter anderem Namen, deren Ziel ebenfalls eine intelligente und vernetzte Produktion ist. Wichtig sind dabei die Individualisierung der Produkte, die Hybridisierung von Produkten im Sinne der Kopplung von Produktion und Dienstleitungen sowie die Integration der Stakeholder wie Kunden und Partnern in die Geschäftsprozesse.

Industrie 4.0 und die Wirtschaftsingenieure

Welche Konsequenzen ergeben sich für Wirtschaftsingenieure aus der Industrie 4.0? Handelt es sich wirklich um eine weitere industrielle Revolution oder „nur“ um eine dynamische Weiterentwicklung industrieller Prozesse und Standards? Diese Frage wird unter Experten heiß diskutiert. Und sie ist bis heute durchaus umstritten. Sicherlich zeigen die nächsten Jahren, ob es sich tatsächlich um eine revolutionäre Entwicklung der Industrie handelt.

Konsequenzen der Industrie 4.0

Wenn Sie sich über die Konsequenzen der Industrie 4.0 informieren wollen, empfehlen wir Ihnen das folgende Buch. Denn es zeigt Ihnen nicht nur auf, wie sich die industrielle Revolution entwickelte. Vielmehr erfahren Sie auch, welche Auswirkungen die technische Entwicklung auf die Industrie hat.

Yigit Sür: Die Konsequenzen der Industrie 4.0 (verlinkt zu Amazon)

[1] https://www.fraunhofer.de/de/forschung/forschungsfelder/produktion-dienstleistung/industrie-4-0.html (zuletzt aufgerufen am 29.12.2020)